Einige Überlegungen und Tips zum Thema PC-Tuning und Arbeitsplatz-Ergonomie


 

Tuning

Arbeitsplatzergonomie

 

Will man eine wirklich umfassende Analyse seines Computer-Systems durchführen, so reicht der Blick unter die "Motorhaube" nicht aus. Die Peripheriegeräte, ja sogar der gesamte Arbeitsplatz müssen mitberücksichtigt werden. Auch wird die Frage von Interesse sein, ob und welche gesundheitlichen Risiken vielstündiges Sitzen vor dem Computer haben könnte.

Soweit dies Schadstoffe und Elektro-Smog betrifft, sei auf den Green Test in der Rubrik <Tests und Tools> verwiesen.

Im ürbigen ist per Software ist hier nichts auszurichten. Der Anwender muss diese Form der erweiterten Analyse vielmehr selbst in die Hand nehmen. Einige knappe Ausführungen, die nicht vollständig sein können, sollen dabei behilflich sein.

 

 

Tuning, Gesamtperformance des Systems

Unter Tuning wird allgemein die Optimierung der Geschwindigkeit, der Performance eines PC´s verstanden. Das ist nur richtig, wenn man noch das Wort "gleichmässig" hinzusetzt. Ziel ist die maximalmögliche, vor allem aber die in allen Einzelkomponenten möglichst gleichmässige Geschwindigkeit des Systems herzustellen. Problematischer als eine insgesamt geringere Performance sind die sogenannten Flaschenhälse oder Systembremsen, die es aufzuspüren und auszumerzen gilt. 

Allgemein formuliert ist es also das Ziel, einen möglichst ungestörten Energiefluss im gesamten Computersystem herzustellen. Dies ist das Zauberwort. Ob und welche Komponenten des Systems im engeren (inneren) Sinn nun bremsend wirken, kann mit den Benchmarks von Dr. Hardware recht gut festgestellt werden, da die Vergleichswerte sofort die relative Leistung aufzeigen. Leider wird die Bedeutung einiger Faktoren dabei häufig über-, anderer unterschätzt. Übersehen wird ausserdem gerne, daß auch Peripheriegeräte böse Flaschenhälse sein können. Zählen wir die potentiellen inneren und äusseren Schwachstellen auf:

 

Zu wenig Arbeitsspeicher: Durch das Erweitern des Arbeitsspeichers können ganze Programmteile im schnellen Speicher gehalten werden, anstatt von der vergleichsweise trägen Festplatte geladen werden zu müssen. Das gesamte System arbeitet viel flüssiger und reibungsloser. Die ja auch relativ preiswerte Speicheraufrüstung ist daher in der Regel die lohnendste Investition. Einen Anhaltspunkt für eine vernünftige Speicherkapazität geben die "Mindestsystemvoraussetzungen" ab, wie sie von den Softwareherstellern für Ihre Proukte angegeben werden. Diese Werte mit 2 oder besser 4 multipliziert führen zu einer meist guten System-Performance.

• Ein Prozessor mit ineffizientem Cache-System: Mehr als interne und Frontside-Bus-Taktfrequenz sind L2- und L1-Cache der CPU von grösster Bedeutung für reibungslosen Arbeitsfluss. Ersetzt man etwa einen der älteren Pentium-III-Typen durch einen E- oder EB-Typ mit ATC-Cache, steigt die Arbeitsgeschwindigkeit sehr deutlich.

Sehr langsame CD-Laufwerke bzw. solche mit geringer Fehlertoleranz, bei denen es ständig zu Lesefehlern oder Verzögerungen kommt. Nicht nur bei der Installation grosser Anwendungen, auch beim Betrieb vieler Programme, die einen Teil der Daten von der CD beziehen, macht sich ein langsames und fehleranfälliges CD/DVD-Laufwerk störend bermerkbar. Auch ist der Einbau eines zweiten Laufwerks (es kann auch ein CD-Brenner sein) vorteilhaft, da das lästige Herausnehmen und Einlegen der CD´s um 50% reduziert wird.

Controller mit langwieriger Boot-Initialisierung: Gerade die leistungsfähigsten SCSI- und IDE-Raid-Controller warten mit einem beträchtlichen Overhead bei der Bootinitialisierung auf. Der Anwender mit bescheidenen Ansprüchen fährt da besser mit einfachen, unkomplizierten Ausführungen.

• Zu neue Geräte: Das Problem von erst sehr kurz am Markt plazierter Geräte sind v.a. ihre noch unzureichend praxiserprobten Treiber (s.a.u.). Solch ein Treiber-Greenhorn ist der superneuen Technologie oft noch nicht gewachsen. Es kann manchmal sinnvoller sein, das zweitneueste Gerät einer Produktfamilie zu erwerben.

(Man müsste in diesem Zusammenhang natürlich auch zu alte Geräte nennen -etwa alte Drucker, die ausser bei Verwendung der eingebauten Schriften einfach viel zu langsam drucken - aber das versteht sich von selbst und bedarf keiner besonderen Erwähnung).

Verunreinigte Mäuse, die sich nicht sauber u. feinfühlig führen lassen (billige reagieren schneller auf Verschmutzung, ferner muss auch ein Mauspad ersetzt werden, wenn es schon fettig glänzt!) sowie Tastaturen mit blockierenden oder prellenden Tasten.  Würde man mit einem Auto fahren, dessen Lenkrad halb eingerostet ist und sich kaum noch drehen lässt? Nein. Aber bei den Steuergeräten des Computers nimmt man analoge Beeinträchtigungen oft hin. Der Grund dafür dürfte in vielen Fällen einfach sein, daß man von seinem PC zu sehr in den Bann gezogen wird, um derlei Misstände zu bemerken! Auch sind die Maus- u. Tatstaturgeschwindigkeit häufig nicht korrekt eingestellt. Der Energiefluss wird ganz besonders gehemmt durch eine zu langsame oder zu schnelle Maus sowie eine zu träge ansprechende Tastatur, v.a. beim Scrollen. 

• Leistungssteigerung durch Massnahmen wie Overclocking, Verändern von Chipsatzeinstellungen etc. bringen meist nur wenige Prozente Performancegewinn. Derlei ist nicht überflüssig, aber es ist das allerletzte Feintuning, das erst sinnvoll ist, wenn obenstehende Faktoren ggf. korrigiert wurden.

 

Abgesehen davon sollten auch Auswahl und Konfiguration der Software Gegenstand des Systemtunings sein - zunächst beim Betriebssystem, also Windows selbst. Animations-Effekte wie Smooth Scrolling, hohe Farbtiefe für Symbole usw. mögen gefällig sein, sie sind jedoch auch beträchtliche Systembremsen. 

Als nächstes sind die Gerätetreiber sowie Hardwaredienstprogramme wie etwa CD-Brennsoftware auf den Prüfstand zu stellen. Viele Probleme lassen sich beheben, wenn man einen aktualisierten Treiber/eine aktuelle Version verwendet. Scheinbare Gerätefehler sind oft Treiber-/Programmfehler!

Nicht zuletzt sind Anwendungen zu nennen, die durch eine riesige Fülle von Features zwar potentiell leistungsfähig, aber ebenso träge sind. Im Gegensatz zu den Gerätetreibern und Hardwaredienstprogrammen gilt, daß auf einer Hardware neuen Standes eine Anwender-Software zu verwenden sein sollte, die bereits etwas älter ist. Aktuelle Programmversionen scheinen oft für eine zukünftige Rechnergeneration gestaltet zu sein. 

Der grösste Flaschenhals ist zur Zeit noch das Internet. Die Wartezeiten, die hier oft auftreten - nicht, weil das eigene Modem oder das Internet an sich zu langsam wären, sondern weil es zu Übertragungsengpässen und Blockierungen kommt -  reduzieren die praktische Performance derartig, daß der Anwender gut daran tut, mit dem Internet nur dort zu arbeiten, wo es wirklich notwendig und sinnvoll ist. 

 

 

 

Arbeitsplatzergonomie

Eine wichtige grundsätzliche Empfehlung muss vorangestellt werden: Schaffe keine Probleme, wo keine sind (Never change a running system). Richten Sie sich vor allem nach Ihren eigenen individuellen Masstäben. Manche der nachstehenden Ratschläge mögen im allgemeinen sinnvoll, für Sie persönlich aber unzutreffend sein. Ändern Sie am Status Quo nur dort etwas, wo Sie ein Unbehagen verspüren. Nachstehendes sind Richtlinien, keine Gebote. Fragen Sie kritisch, ob sie Ihnen persönlich nützen können.

 

• Der Monitor soll ungefähr eine Armlänge vom Auge entfernt stehen, das Licht möglichst seitlich, nicht von hinten auf den Monitor fallen, da es zu Spiegelungen und Kontrastminderung des Bildes führt. Auch direkt im Rücken des Anwenders angebrachte bunte oder helle Flächen wie Bilder werfen ein störendes Spiegelbild auf den Bildschirm. In einem dunklen Raum soll der Hintergrund vor dem Anwender etwas aufgehellt sein. 

 

• Vorteilhaft ist eine leicht nach unten  geneigte Blickrichtung auf den Monitor, es sei denn, man steht während der Bildschirmarbeit. Dadurch wird die Nackenmuskulatur entspannt und der häufige Lidschlag gefördert. Man vergleiche, unter welchem Blickwinkel man im Sitzen ein Buch liest!

 

• Die Tastatur soll direkt und parallel, nicht seitlich oder schräg vor den Monitor gestellt werden. 

 

• Sitzposition häufig wechseln (sog. dynamisches Sitzen), dabei jedoch stets auf ein möglichst geradegehaltenes Rückgrat achten. In der normalen Sitzposition soll der Kopf in der Verlängerung der Körperlängsachse, dabei jedoch locker und entspannt gehalten wird. Denn jede andere Position belastet Nacken und Rücken und führt zur Ermüdung. Leider können jahrelange Fehlhaltungen zu einer solchen Unterentwicklung der zur korrekten Haltung notwendigen Muskelgruppen von Nacken, Rücken und Bauch führen, daß die richtige Haltung anfangs als anstrengender und unbequemer empfunden wird als die eingeübte schlechte. Durch behutsames regelrechtes Training können die geforderten Muskelpartien jedoch gekräftigt werden, so daß man sich von der anfänglichen Unbequemlichkeit nicht abschrecken lassen darf. 

 

Tastatur und Maus sollen mit locker angewinkelten Armen bedient werden, müssen also relativ nahe an der Tischkante liegen. Eine kontinuierlich mit gestreckten Armen bediente Tastatur oder Maus kann zu Sehnenproblemen führen, wie auch eine verkrampfte Handhaltung. Wer nicht mit zehn Fingern tippt, soll besonders auf lockere Hände achten. Die Maus wird oft falsch, nämlich mit flach aufliegender Handfläche und gestreckten Fingern geführt. Das führt zu einer nur geringfügigen, aber auf Dauer ggf. belastenden Drehung und damit Spannung in Hand- und Fingergelenken. Um die richtige Haltung zu finden, legt man die Hand, zu einer lockeren Faust gekrümmt, auf den Tisch und zwar ohne jede gewollte Anwinkelung. Diese natürliche Handhaltung überträgt man anschliessend auf die Maus, sich bemühend, ganz locker zu bleiben. 

Tastatur und Maus sollten von guter Qualität sein. Billige Tastaturen mit schwammigem Anschlag oder Mäuse mit klemmendem oder unsauberen Klick sind zu vermeiden.

 

• Die Augen sollen regelmäßig auf unterschiedliche Entfernungen fokussiert werden, d.h. konkret, man soll nicht permanent auf den Bildschirm starren. Einen sehr nützlichen Effekt hat hierbei das ebenso so oft verlästerte wie praktizierte 1- oder 2-Finger-Schreibsystem, bei dem man gezwungen ist, abwechselnd die Tastatur und dann wieder den Bildschirm scharfzustellen. Auch bleibt man bei dieser Technik mit Armen und Schultern weit mehr in Bewegung als beim Blindschreiben mit zehn Fingern. 

 

• Einige Tips zur Gestaltung des Arbeitsplatzes: Die Aufstellung des Monitors wurde bereits oben diskutiert. Häufig gebrauchte Geräte wie der Drucker sollten leichter erreichbar sein und daher näher beim Anwender plaziert sein als seltener gebrauchte. In gewöhnlichen Zimmern bewährt es sich, die Möbel so anzuordnen, daß ein möglichst kurzer umwegloser Weg vom Arbeitsplatz zum Fenster frei bleibt, da man recht häufig dorthin gelangen muss (Lüften, Heizung regulieren, Lichtblenden bei wechselndem Wetter verstellen etc.). Im Sinne maximaler Bewegungsfreiheit für Beine, Arme und Geist sollte der Schreibtisch möglichst viel freien Platz auf wie unterhalb der Tischplatte bieten. Fort mit allen Unterschränken, Papierkörben, Reisswölfen, Ablagekörbchen und Aktenstössen, die auch in einer entfernten Ecke untergebracht werden können.

Auf Grund der Gegebenheiten kann selten alles den eigenen Wünschen gemäss gestaltet werden. Fehlender Platz, zu kurze Kabel, direkter Sonneneinfall, der einen Platz als Aufstellungsort verbietet und anderes mehr kommen einem in die Quere. Hier helfen manchmal unkonventionelle bis radikale Ideen und ein kleiner Psycho-Trick weiter.

So stand der Autor einmal vor dem Problem, in einem engen Arbeitszimmer eine im rechten  Winkel angeordnete Tischkombination für Haupt- und Zweitrechner zu verwirklichen. Es ging nicht - der Raum war zu schmal. Nach langem Hin und Her war die Lösung gefunden. Eine kritische Überlegung zeigte, daß der Zweitrechner überflüssig war: Er verdoppelte Platzbedarf, Stromverbrauch, Elektrosmog und Wartungsaufwand, leistete aber nicht mehr als ein einzelner entsprechend aufgerüsteter Rechner. Die Winkelkombination war nun nicht mehr nötig, der zweite Tisch konnte an eine entfernte Wand gestellt werden, so daß die ganze Einrichtung auf einmal leicht und luftig wirkte und alles gut erreichbar war. Der freigewordene Tisch erwies sich darüberhinaus später als ein Segen.

Viele Scherereien handelt man sich oft dadurch ein, daß man bei der Einrichtungsplanung von irgeneiner fixen Vorstellung ausgeht, die man um jeden Preis glaubt verwirklichen zu müssen. So beharrt man etwa darauf, daß der Schreibtisch in ganz bestimmter Lage zum Fenster stehen muss, weil man nur so den optimalen Blick nach draussen hat. Auch hier hilft Umdenken. Wir überzeugen uns davon, daß während des konzentrierten Arbeitens ohnehin nicht Zeit für die Umwelt bleibt und daß es daher weit sinnvoller ist, seine Pausen an jenem Lieblingsplatz zu verbringen.

In anderen Fällen kann ein Arbeitsplatz alleine durch veränderte mentale Einstellung (!) optimiert werden, indem ein wie immer gearteter Nachteil in einen Vorteil uminterpretiert wird. Als Beispiel kann irgendein Gerät dienen, daß nicht so aufgestellt werden kann, daß man es bequem bedienen kann. Hier verzichtet man nun freiwillig auf die Bequemlichkeit und betrachtet es als gesunde sportliche Ertüchtigung, wenn man zu dem Gerät mehrere Schritte weit gehen oder gar hinkriechen muss...